Am 17. September besuchten wir den Bio-Hof von Benedikt Endres in Gützingen. Benedikt ist Bio-Bauer aus Überzeugung, denn er will kein Gift mehr auf seine Felder und Pflanzen ausbringen. Klar ist: was für eine bestimmte Art von Lebewesen tödlich ist, kann auch für uns Menschen nicht ohne Folgen sein. Eine einzelne Substanz richtet keinen sofort sichtbaren Schaden an (sonst wäre sie nicht zugelassen), aber die Kombination der verschiedenen Spritzmittel ist nicht erforscht, ebenso wenig wie deren Langzeitfolgen.
Benedikt erzählte uns viel über seinen Hof und die Bio-Landwirtschaft im Allgemeinen
– das Bioland-Siegel steht für Bio aus Deutschland und Südtirol, steht also für Regionalität; die Demeter-Anforderungen sind einerseits je nach Landschaft/Region oft nicht zu erfüllen, stellen andererseits keinen regionalen Bezug dar (bsp. Demeter Bananen)
– kleinteilige bäuerliche Strukturen sind für den Vollerwerb nicht auskömmlich, werden somit oft konventionell im Nebenerwerb geführt; es braucht professionelle Biobauern, die wissen, was sie tun, denn ein Bio-Betrieb braucht viel Erfahrung
– diese Erfahrung ist bei den Bauern 70+ teilweise noch vorhanden, denn diese arbeiteten schon vor Einführung der Pestizide
– die Lehre ändert sich so langsam, noch vor 15-20 Jahren gab es das Fach „Biologische Landwirtschaft“ nur als Wahlfach, aber alle mussten die ganzen Spritzmittel lernen
– der Absatz der Produkte ist für Bio-Landwirte die große Herausforderung. Konventionelle geben die Erzeugnisse meist beim Landhandel (BayWa/Raiffeisen etc.) ab und müssen sich um nichts kümmern
– Benedikt baut auch viel Saatgut an, er hat Reinigungs- und Sortiermaschinen und kann somit auch für andere Bio-Landwirte die Erzeugnisse aufarbeiten, so dass sie vermarktet werden können
– im Bio-Landbau beträgt die Fruchtfolge acht Jahre, davon die ersten zwei Jahre Luzerne, (eine Leguminose zur Stickstoffbindung im Boden), dann folgt Weizen (für die oberen Nährstoffe), Zuckerrübe (mit langen Wurzeln für die tiefen Nährstoffe), Ackerbohne oder Roggen/Hafer, Soja oder Kichererbse (um wieder Stickstoff in die Erde zu bringen), Roggen oder Hafer, als letztes Sonnenblumen (die brauchen sehr wenig Nährstoffe)
– Die Landwirtschaft muss sich an die Böden anpassen (Stichwort Boden ernähren – Humusaufbau), konventionell kippt an Dünger/Pestiziden so viel drauf, dass es halt wächst
– dieses Jahr sind die Kichererbsen sehr gut gewachsen (die kommen ursprünglich aus dem Nahen Osten), letztes Jahr wurden sie nichts; Bewässerung schafft neue Probleme (Wassermangel im Boden)
– Bio-Zuckerrüben benötigen ungefähr 10-15x so viel Arbeitskräfte wie konventionell, ohne Zuckerrüben wäre es nur ca. 2-4x so viel
– Benedikt hat uns erzählt, wie konventioneller Weizen behandelt wird (Beize, Fungizide, Wachstumsregler, Dünger,…). Ohne all diese chemischen Substanzen ist der Bio-Ertrag „nur“ bei 60% von konventionell (die Pflanzen stehen aber doppelt so weit auseinander, somit trägt die einzelne sogar mehr)
– Ernährungssicherheit ist kein Problem in Deutschland, auch in Bio
– Bio-Preise steigen nur durch höhere Spritpreise, bei konventionell kommen Dünger und Pestizide und vor allem der Weltmarktpreis an der Börse dazu! Bio ist losgelöst vom Weltmarkt
Vielen Dank für diesen informativen Nachmittag, lieber Benedikt!
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