Lichtverschmutzung

Vor kurzem wurden unsere Straßenlaternen gewartet, das ist für mich der aktuelle Anlass, zum Thema Lichtverschmutzung Stellung zu nehmen:

Viele von uns erinnern sich an die schönen gelben Straßenlaternen mit ihrem warmen Lichtschein. Um Energie einzusparen, war es sehr sinnvoll, diese auf LED-Technik umzustellen, allerdings wurde ein kaltweißes Licht gewählt. Da ich damals noch nicht im Gemeinderat war, weiß ich nicht, ob im Gremium überhaupt über die Lichtfarbe der neuen Leuchtmittel diskutiert wurde bzw. es eine Wahl zwischen verschiedenen Leuchtmitteln gab.
Auf meine Nachfrage, welche neuen Lampen denn am Steinach installiert werden sollen, bekam ich nur die kurze Antwort, es seien die gleichen wie in der Mergentheimer Straße. Diese leuchten auch sehr hell und weiß, sie hätten sich bewährt.

Ich betone bei jeder Gelegenheit, dass kaltweißes Licht einen verheerenden Einfluss auf die Tier- und Insektenwelt und auch auf unsere Pflanzen hat. So verwirrt kaltweißes Licht nicht nur Insekten, so dass sie zur Lichtquelle fliegen und dort verenden, es stört auch ihren Stoffwechsel nachhaltig und kann sie sogar auf Entfernung abtöten. Diese gestörte Entwicklung bekommen wir nicht mit, da sie nicht direkt unter der Laterne erfolgt.

Mir ist allerdings aufgefallen, dass im Bereich des alten Bauhofs hinter dem Schwimmbad früher zur Sommersonnenwendenzeit viele Glühwürmchen zu beobachten waren. Dort gibt es kaum noch welche. Den genauen Grund dafür kenne ich nicht, aber es hat dort in den letzten Jahren viele Veränderungen gegeben: der natürliche Wildwuchs auf der Ausgleichsfläche wurde gerodet, am Ende der Gartenstraße steht jetzt eine Straßenlaterne, die bis zum alten Bauhof leuchtet, die neue Straßenbeleuchtung der Mergentheimer Straße erhellt große Teile der Ausgleichsfläche, Norma-Parkplatz und -Gebäude sind sehr hell erleuchtet, viele Bäume (schattenspendend und lebensraumbietend) neben der Ausgleichsfläche wurden entfernt. Glühwürmchen sind die auffälligsten nachtaktiven Insekten, ich befürchte allerdings, dass auch der Bestand der anderen Insekten dort massiv abgenommen hat.

Jetzt hoffe ich darauf, dass bei der nächsten Erneuerung der Leuchtmittel auch Wert auf das Wohlbefinden von Mensch und Natur gelegt wird. Beim Licht ist nämlich weniger mehr: Licht unter 3000 K ist eher bernsteinfarben, es blendet nicht und verwirrt und stört die Insekten und Säugetiere weniger. Auch sollte sich die Gemeinde Gedanken über eine Dimmung oder gar Abschaltung von Straßenlaternen in Nebenstraßen mitten in der Nacht machen. Es ist nachgewiesen, dass die Zahl der Einbrüche dadurch nicht ansteigt. Im Gegenteil: Autos werden eher unter hellen Straßenlaternen aufgebrochen, da die Autoknacker dort nicht mit einer auffälligen Taschenlampe rumleuchten müssen.
Ich werde mich auf jeden Fall weiter für eine menschen-, tier- und naturverträgliche Beleuchtung einsetzen, genauso wie für schöne, ästhetische Straßenlaternen, so wie sie im Altort stehen.

Für weitere Informationen:
Ein Interview mit der ersten und einzigen Nachtschutzexpertin Deutschlands Sabine Frank kann man hier hören:
https://www.hr-inforadio.de/programm/das-interview/das-interview-mit-sabine-frank-nachtschutzbeauftragte,sabine-frank-100.html
In ca. Minute 9-15 geht Frau Frank auf die Umweltauswirkungen des Lichts ein, später berichtet sie darüber, wie der Landkreis Fulda, der Sternenpark Rhön und auch ein großer Industriebetrieb die Nacht und die Insekten mit durchdachter Beleuchtung schützen.

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Antje Boyks ist Apothekerin. In Zeiten der Klimakrise versucht sie, die Welt ein bisschen besser zu machen. Das fängt an beim Ressourcenschutz (Altbausanierung, Dinge so lange wie möglich nutzen, wenig Konsum), geht über die Nutzung regenerativer Energien und endet in politischer Beteiligung.

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